Marianer (Augsburg)
Bei Marianern handelt es sich um die Personen, denen das Benefizium der Marianer, zugesprochen wurde. Dies können nur Kleriker der untersten Stufe am Chor erhalten.
Somit ist alterstechnisch sicher das es sich um keine Knaben mehr handelt, sondern eher junge Männer, die bereits niedere Weihen erhalten haben. Zu Ihren Aufgaben gehört es auch gewisse Teile des Gottesdienstes zu singen.
Lt. Mailwechsel mit Prof. Dr. Hermann ULLRICH verstand man unter dem Begriff "Marianer" am Augsburger Dom bis zum Jahr 1821 eine musikalische Elitegruppe aus vier bis sechs jungen Männern, die den vielfältigen Verpflichtungen in der Domliturgie (Choralgesang, Figuralgesang, Instrumentenspiel) professionell nachkamen, dafür aus einer Stiftung bezahlt wurden und sich gleichzeitig auf die Priesterweihe vorbereiteten. Die Grundlagen ihrer vokalen und instrumentalen Ausbildung haben sie als Singknaben (Chorknaben, Kapellknaben) erworben. Der Name bezieht sich auf das Marien-Patrozinium und die Domschule (schola mariana) des Augsburger Doms.
Insofern ist der von Johann Schilcher in seinem Aufsatz "Die Marianer, die Domspatzen von Augsburg464 erweckte Eindruck, es handele sich bei Marianern um aktive Mitglieder eines Knabenchors sicher falsch.
Was wohl sicher ist, Marianer haben normalerweise eine musikalische Ausbildung in einem Knabenchor durchlaufen. Insofern kann man im Einzelfall prüfen, welcher Knabenchor das war und so diese Person als Nachweis für die Existenz des entsprechenden Chores in der jeweiligen Mitgliedszeit des Marianers verwenden.
Das Scheglmann 6 Chorvikare als Marianer benennt, ist ein weiterer Beleg dafür, dass es sich hierbei primär um Kleriker handelte.1042
Marianer kann sich auch auf Familiare des Deutschen Orden beziehen.1041
Für Augsburg finden sie sich 1439 erstmals urkundlich in Ordinariatsakten: "Cunsuetudines Doıninum Plebanum Archipresbyterum et Deminum Surıımıım Schnlasticum Calhedralis Ecclesiae".
Ergänzend wäre anzumerken, dass das Ende der Marianer in Augsburg mit der Errichtung des Benediktinerkloster bei St. Stephan mit Konvikt und Gymnasium zusammen fällt.
Chorstandortkarte
Chorstandortkarte
Es sind nicht von allen Chören die Standorte eingetragen. Im wesentlichen aus zwei Gründen, entweder wir haben nur Postfachadressen oder der Standort ist vor allem bei historischen Chören nicht wirklich sinnvoll ermittelbar.
Namhafte ehemalige Mitglieder: |
Quellen |
464 Johann Schilcher, Die Marianer, die Domspatzen von Augsburg, Zeitschrift des Historischen Vereins für Schwaben, Band 54, Augsburg, 1941, S. 414 ff.
1041 Müller Andreas, Lexikon des Kirchenrechts und der römisch-katholischen Liturgie, Vierter Band Würzburg, 1831, S10.
1042 Scheglmann, Alfons Maria, Geschichte der Säkularisation im rechtsrheinischen Bayern / 3,1. Bd. 3, Die Säkularisation in den 1803 definitiv bayerisch gewesenen oder gewordenen Gebieten ; Teil 1, Die Säkularisation der Fürstbistümer und Benediktinerabteien, Regensburg 1906, S. 179.