Theobald Schrems
Theobald Schrems * 17. Februar 1893 in Mitterteich; † 15. November 1963 in Regensburg, war Priester und Domkapellmeister von 1924 bis 1964 in Regensburg und damit Chorleiter der Regensburger Domspatzen. Einen Schatten wirft seine Nähe zum NS-Regime auf ihn.
Um Theobald Schrems sein Verhalten während und nach dem Dritten Reich zu verstehen, kommen wir nicht, um hin uns seine Sozialisation an zu schauen. Erziehung als Kind im kath. Internat (Studienseminar St. Wolfgang-Westmünster) zu Beginn des 20. Jh., danach Theologiestudium in Regensburg, 1917 Priesterweihe. Es ist davon aus zu gehen, dass er nicht zum Freigeist erzogen wurde, sondern eher zu Gehorsam und Respekt gegenüber weltlichen und kirchlichen Autoritäten. Ab 1924 oblag ihm als Dkm. die Leitung des Domchors. Eine nicht einfache Aufgabe, da auch hier ein leidiges Problem die Finanzierung und der Erhalt des Chors war. Es ist davon aus zu gehen, dass ihm der Erhalt wichtig war und diesem Ziel hat er wohl fast alles unter geordnet. Grenzen kannte er wohl nur, insofern sie durch die kirchlichen Vorgesetzten gegeben waren. Daraus resultiert mit Sicherheit ein gewisser Opportunismus Schrems. Eine Priorisierung Kirche, Chor, eigene Interessen ist zu vermuten. Sein diesbezügliches Vorgehen und Verhalten ist sicher aus heutiger Sicht nicht immer korrekt. Es stellt sich auch die Frage, hätte es auch manchmal etwas weniger Nähe zum NS-Regime nicht auch getan? Das ist aber eine Frage aus der Sicht von heute und ohne zu wissen, wie sich die Situation aus seiner Sicht von damals darstellte. Ein Beispiel sei hier der Schriftverkehr mit Schottenheim aus dem Jahre 1933 in dem es um den Besuch Adolf Hitlers in Regensburg geht. Im Schreiben vom 18.9.1933 unterschreibt er noch mit der Formel „Herrn Bürgermeister sehr ergebener“ und dann im Schreiben vom 6. Oktober 1933 mit „Im voraus bestens dankend erlaubt sich die besten Grüße mit Heil Hitler…"847. Mit einem Abstand von 18 Tagen ein ganz anderer Schrems. Wir wissen nicht, was in diesen 18 Tagen passiert ist, aber Schrems scheint eine Änderung der Grußformel für notwendig gehalten zu haben.
Als eine weitere Quelle zu seiner Regime-Treue wird die Beurteilung zur politischen Zuverlässigkeit Schrems gerne herangezogen:„Gegen die politische Zuverlässigkeit der Obengenannten bestehen keine Bedenken.“815 (anm. gemeint sind Theobald Schrems und des Präfekten Johann Löffler). Solche Beurteilungen sind mit Vorsicht zu behandeln, da der Beurteilte nur bedingt darauf Einfluss hat.
Helmut Halter zeichnet in seinem Aufsatz: “Die „Regensburger Domspatzen“ 1924 – 1945“848 ein Bild von Theobald Schrems als einem Mann, der alles tut, was ihm sinnvoll erscheint, den Chor am Leben zu erhalten. Ohne dabei auf heute würde man sagen, politische Korrektheit zu achten.
Karl Frank berichtet als Zeitzeuge, dass Theobald Schrems den Hans Huber, der galt nach den Nürnberger Rassegesetzen als Halbjude, bei den Regensburger Domspatzen aufgenommen und so wohl sein Leben und die Chorexistenz aufs Siel gesetzt hat. Dabei hat er Hans Huber auch mit dem Chor am 13.8.1938 auf dem Obersalzberg vor Hitler singen lassen.
Anmerkung zu unseren Darstellungen zu Theobald Schrems
Ziel ist es, durch die Sammlung von Quellen die Möglichkeit zu bieten, sich selber über die Person von Theobald Schrems zu machen. Der momentane Quellenstand zeigt eine sehr vielschichtige, aber energische Person in der Verfolgung ihrer Aufgabe als Domkapellmeister und Chorleiter des Regensburger Domchors. Durch neue Quellen kann eine Überarbeitung dieser Anmerkung notwendig werden. Wer als Zeitzeuge oder anderweitig über Originalquellen zu Theobald Schrems verfügt, wäre eine entsprechende Information über das verlinkte Quellenformular hilfreich.
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815 Bundesarchiv R 4901/4497.
847 SRS, Zentralregistratur 2, Nummer 2223 (Altsignatur: ZRa 14054).
848 Halter, Helmut, Die „Regensburger Domspatzen“ 1924 – 1945, in Hrsg. Becker Winfried, Chrobak Werner, Staat, Kultur, Politik, Kallmünz, 1992, S.371-388.