Warum gibt es Knabenchöre?
Es sind mehrere Antworten möglich. Hier einmal 5 Ansätze die man heranziehen kann:
Diese Frage wird in der Regel mit der Tradition der Kirche(n) beantwortet. Man bezieht sich dabei auf 1 Kor 14,33b-34. In dem Paulus das Schweigen der Frau in der Gemeindeversammlung fordert. Das Ganze hat aber einen „Schönheitsfehler“, gerade in frühchristlicher Zeit, waren die Frauen alles andere als schweigsam in der Gemeinde. Insofern muss man die Antike Tradition mit beachten, die es der Frau verbat öffentlich zu wirken. Dies führte zu einem Problem den man hörte wohl schon damals lieber helle klare Stimmen in der Musik, als das brummende Murmeln älterer Männer.
Eine Ausweg bot nun der Knabenchor, Knaben hatten bis zum Stimmbruch auch eine helle klare Stimme und gleichzeitig waren es vom Geschlecht her Männer. So konnte man die paulinische Anweisung befolgen ohne auf den musikalischen Genuss verzichten zu müssen. Wenn man nun aus diesen Jungen noch den Nachwuchs für die Kirchenleitung gewinnt, hat man sich zusätzlich noch eine leidliche Konkurrenz vom Leib geschafft.
Nächste Antwort, in der Zeit vor der gemeinsamen Erziehung von Jungen und Mädchen, an Schulen, hatten wir entweder reine Mädchenschulen oder reine Knabenschulen, was sich vor allem an Gymnasien teilweise bis in das Ende des 20. Jahrhunderts hielt. Somit handelte es sich automatisch beim Schulchor einer Knabenschule um einen Knabenchor, hier sei auch auf die Jahresberichte von St. Anna Augsburg und die Konzertprogramme des Oratorienvereins Augsburg aus den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts verwiesen.
Noch eine Antwort ist, die Gründung um diese Gattung Musik bzw. Chorgesang zu erhalten. Vereinfacht gesagt den Verantwortlichen gefällt die Musik eines Knabenchors besser als die eines Mädchenchors oder gemischten Chors.
Auch der monetäre oder wirtschaftliche Aspekt spielt hier eine Rolle. Es hat den Anschein, dass man mit Knabenchören Geld verdienen kann. Man denke an CD-Produktionen, Konzerte, Mitwirkung bei Theateraufführungen. Dabei ist der Markt fest in der Hand von Knaben. Berühmte Mädchenchöre muss man sehr suchen, bei CDs oder Theaterauftritten wird es dann noch schwerer.
Auf einen weiteren Grund bin ich die Tage auf der Homepage des Kloster Niederaltteich gestoßen. Dort wurde berichtet, dass die Schüler der Klosterschule die Liturgie musikalisch untermalen mussten als eine Art Gegenleistung für den Schulunterricht. Ähnliches findet sich ja heute noch bei den Wiener Sängerknaben, die CDs produzieren um den Unterhalt der Institution zu finanzieren.