Elias Mädler
Meine Zeit im Knabenchor
Meine Erinnerungen an meine Zeit im Knabenchor sind durchweg positiv. Ich war Mitglied im
Tölzer Knabenchor in München von 2008 bis zu meinem Stimmbruch in 2017 und war in den
letzten vier Jahren davon bei vielen Gelegenheiten solistisch tätig. Da der Tölzer Knabenchor kein
Internat ist, konnte ich bei meiner Familie wohnen bleiben und bin zweimal die Woche zur
Chorprobe und einmal die Woche zum Solounterricht im Chorgebäude erschienen. Darüber
hinaus habe ich jeden Tag eine Stunde zuhause geübt, so wie es vom Chor empfohlen wurde.
Nachdem ich die verschiedenen Ausbildungschöre, die verständlicherweise mit nur kleinen
niederschwelligen Auftritten verbunden waren durchlaufen hatte, kam ich in den Auftrittschor
„Chor 1“, indem wir verschiedene Konzertprogramme zu weltlichen und kirchlichen Anlässen
vorbereiteten. Die aktivste Zeit für Knabenchöre ist natürlich die Weihnachtszeit. Es war nicht
unüblich, dass wir bereits Ende des Sommers mit der Vorbereitung der Weihnachtsprogramme
begannen, dafür liefen sie aber wie geschmiert als es dann ernst wurde im Dezember.
Zu meinem ersten Opernauftritt als Solist kam ich im Jahr 2013. Dort sang ich die dritte
Erscheinung in der Oper Macbeth von Verdi an der Bayerischen Staatsoper in München hinter
einem Vorhang im Orchestergraben, konzipiert als Stimme aus dem Dunklen. Darauf folgten
umfangreichere Rollen auf der Bühne mit Kostüm in verschiedensten Häusern und Ländern, die
zu den glücklichsten Erinnerungen an meine Zeit im Knabenchor gehören. Besonders in
Erinnerung geblieben sind mir die Produktion der Händeloper Alcina am Festival Aix en Provence
2015, in der ich den Oberto sang, sowie die Produktionen von Pelléas et Mélisande von Debussy
2014 in der Semperoper in Dresden und 2015/16 in der Berliner Philharmonie mit einem Gastspiel
in der Londoner Barbican Hall, bei der ich den Yniold sang. Natürlich trat ich auch oft in München
und Berlin als zweiter Knabe in der Zauberflöte auf, wir hatten sogar Gastspiele in Shanghai und
in Tokyo. In dieser Zeit stand ich mit wunderschöner Musik umgeben und mit vielen
herausragenden Künstlern auf der Bühne und wurde herzlich von ihnen an die Hand genommen,
was dann auch bei mir den Wunsch ausgelöst hat, im weiteren Leben den Beruf des Sängers zu
ergreifen.
Zu nahezu allen Opernauftritten wurde ich vom Chorgründer Prof. Gerhard Schmidt-Gaden
vorbereitet, bei dem ich ab dem Jahre 2013/14 wöchentlich Einzelunterricht erhielt. Diese Stunden
habe ich in wunderbarer Erinnerung behalten. Prof. Schmidt-Gaden war natürlich sehr fordernd
was die Qualität des Gesangs anging, dabei aber auch sehr herzlich und wohlwollend mir
gegenüber. Sein Unterricht war maßgeblich für meinen Durchbruch als Knabensolist und die
vielen herrlichen Erlebnisse die ich in verschiedensten Produktionen machen durfte. Dafür bin ich
ihm bis heute dankbar und stehe auch noch mit ihm in Kontakt.
Mein Stimmbruch war für mich mehr der Beginn von etwas Neuem als das Ende etwas
Lebensbestimmenden. Bis heute ziehe ich viel aus dem Gespür für die Musik, dass in meiner Zeit
im Chor so stark gefördert worden ist und fühl mich stark mit ihr verbunden.
Hinweis der Text wurde uns vom Chormitglied selber überlassen und unverändert Übernommen.